Barakaldo und Sestao konzentrierte sich der größte Teil der Schwerindustrie von Bizkaia. Während eines großen Teils des 20. Jahrhunderts befand sich hier die größte Konzentration an Hütten- und Walzwerken Spaniens. Fabriken, die sich sowohl in der Flussaue der Ría (in der diese Route verläuft), als auch im inneren Tal auf der anderen Seite der Hügel ansiedelten, auf denen beide Stadtkerne liegen.
Diese hohe Industriedichte spiegelte sich in der Ausbreitung von Wohnkomplexen, die unter der Bezeichnung "Casas baratas" (billige Häuser) bekannt wurden. Beide Gemeinden beherbergen fast 50% dieser Sozialbauten in Bizkaia, auch wenn viele davon inzwischen durch Gebäude mit dichterer Bebauung ersetzt wurden, um die großen Flüsse der Immigration während der 50er und 60er Jahre aufzunehmen. Tatsächlich weist Barakaldo, neben Bilbao als Hauptstadt und Getxo mit seinen Palästen, die besten Beispiele der öffentlich geförderten Wohnarchitektur im Zuge der Industrialisierung auf.
Im Anfangsteil dieser Route kann man verschiedene Typen dieser Art von Sozialbauten beobachten; alle von Ismael Gorostiza entworfen. An der Kreuzung mit der Calle Gabriel Aresti in der angegebenen Richtung rechts liegt etwa die Gruppe "El Ahorro" (1) an der gleichnamigen Straße; links, die Häuser von "La Felicidad", ebenfalls mit Untergeschoss und 3 Stockwerken.
In der folgenden Seitenstraße, "La Providencia", finden sich weitere Beispiele von Reihenhäusern mit geringer Höhe. Etwas weiter unten, in der Calle Ferrerías, hat sich einer der bemerkenswertesten Wohnkomplexe erhalten: "La Tribu Moderna" (2), der rund um Innenhöfe mit je 4 Wohnhäusern und kleinem Garten und Hinterhof angeordnet ist.
Der Name ("billige Häuser“) bezieht sich nicht auf deren Kosten. Die Bezeichnung spiegelt den Titel der im ersten Drittel des 20 Jhs. erlassenen Gesetze wieder; hier kamen die Hilfen zur Geltung, die die von Arbeiterkooperativen oder den Unternehmen selbst für ihre Arbeiter geförderten Wohnungsbauprogramme vom Staat bekame.
Hierzu gehörten verschiedene Arten von Bauten: Etagenwohnhäuser, Reihenhäuser, frei stehende Einfamilienhäuser... Ihre Anordnung, Struktur und Verarbeitungsqualität waren unterschiedlich, je nach Stellung der Bewohner, d.h. ob es Arbeiter oder Angestellte waren.
Diese Gruppen von Wohnhäusern, von denen über 50 in ganz Bizkaia erhalten sind, entsprachen ähnlichen in Frankreich und Großbritannien umgesetzten Modellen, und spiehgeln die Trilogie der hygienistischen Bewegung wieder, als Reaktion auf die engen Wohnverhältnisse der Arbeiterklasse: Luft, Sonne und Wasser. Dies erfüllte die Bedürfnisse der Unternehmen und der Beschäftigten selbst, der Wohnungsnot Ende des 19. und Anfang des 20. Jhs. ëntgegenzutreten, welche die Leistungsfähigkeit und die Lebenserwartung der Arbeiter dezimierte.
Eine Initiative, die zunächst von den Unternehmen und später von den Arbeiter-Kooperativen gefördert wurde, und im Kontrast zu dem schwachen Interesse der Behörden stand, dem Bevölkerungswachstum mit Wohnungsbauprogrammen für die unteren Klassen zu begegnen.
Es war eine Situation, die auch nicht durch die private Bauinitiative kompensiert werden konnte, denn die Renditen in der Industrie waren weitaus höher als die Investition in Wohnraum, und außerdem hatte man es mit einer komplizierten Orographie zu tun, denn die wenigen ebenen Flächen wurden durch die Industrie in Anspruch genommen.
Selbst mit der großen Vielzahl an Wohnungsbauprogrammen (57 in Bizkaia), die in Angriff genommen wurden, schaffte man es nicht, die Wohnbedürfnisse der riesigen Mengen an Arbeitern zu decken, der Industrialisierung folgten, und obwohl das Problem gelindert wurde, gab es weiterhin eine Vielzahl von Wohnhäusern mit schweren Problemen der Hygiene, Gesundheit und baulicher Enge.
Die Verlängerung der Calle Munibe trägt die neue Bezeichnung Calle Cervantes und führt zu dem neuen Park.
Bevor wir unter den Bahngleisen hindurchgehen, können wir in der Calle Murrieta (3) eine Gruppe von Häusern beobachten, die den architektonischen Reichtum der Epoche in Barakaldo veranschaulichen. Modernistische Gebäude, in ihrer Wiener Variante, die aus verschiedenen Phasen von 1914 bis 1924 stammen und von dem anderen großen Architekten der Region, Santos Zunzunegui, entworfen wurden.
Nach den Gleisen erreichen wir die ehemaligen Einrichtungen von AHV, eine Explanade, an der sich das “neue” Barakaldo mit Wohn-, Geschäfts- und Freizeitbereichen erstreckt.
Das erste, was man sieht, ist der neue Fußballplatz von Lasesarre (4), der von Eduardo Arroyo entworfen und 2003 eröffnet wurde.
Er ersetzt den alten Platz auf der anderen Seite der Gleise, wo sich heute Sportstätten befinden, und die Fans des Barakaldo F.C. ihren Klub Jahrzehnte lang unter den Gerüchen und dem Rauch der Fabriken des Gebiets anfeuerten.
Wir gehen weiter bis zum Río Galindo und sehen zu unserer Rechten den "klassischen Tempel" namens Edificio Ilgner (5); seit 1927 beherbergt das Gebäude die 2 Generatoren, die für die Energie für die Walzwerke der Hochöfen sorgten.
An diesem Gebiet befand sich während eines großen Teils des 20 Jhs. die größte industrielle Konzentration Spaniens
Es zeichnet sich durch die Rationalität bei der Verwendung von Stahlbeton ohne jede Art von Verzierung aus, mit Mauern mit großen Fensterflächen, die dazu beitragen, ein Gefühl der Leichtfertigkeit zu vermitteln. Die Bauqualität zeigt sich durch die Verwendung von Ziegelstein in den Füllungen im Außenbereich.
Nach seiner Wiederherstellung 1998 befindet sich hier der Sitz neuer Unternehmerinitiativen, wobei im Inneren noch einer der ursprünglichen Generatoren erhalten ist. Dies ist eines der besten Beispiele für die Umwandlung eines herausragenden Industriegebäudes zu neuen Zwecken.
Seitlich des Edificio Ilgner befinden sich zwei Brücken, die den Río Galindo überqueren; das andere Ufer gehört schon zur Gemeinde Sestao. Das Gebiet wird als "La Punta" bekannt.
An diesem Zusammenfluss zwischen dem Río Galindo und der Ría befand sich während eines großen Teils des 20 Jhs. die größte industrielle Konzentration Spaniens. Dahinter, an dem Ufer, das zu Barakaldo gehört, lag die Eisenhütte Nuestra Señora de El Carmen von 1855 (die ab 1882 Altos Hornos de Bilbao genannt wurde). Zusammen mit den Hüttenwerken La Vizcaya und La Iberia (beide in Sestao), fusionierte sie 1902 zu einem große Unternehmen, Altos Hornos de Vizcaya. Weiter vorne war das gesamte Ufer der Ría, das zu Sestao gehört, eine Konzentration von drei großen Unternehmen (die Gießerei Aurrera, die Werft La Naval und die Firma AHV) mit einer Vielzahl von Betrieben und Zulieferern in der Umgebung.
Während des 20. Jahrhunderts hatten die Gewässer des Río Galindo und der Ría selbst einen der höchsten Indizes an Verschmutzung in Europa. Die enorme produktive Bedeutung dieser Hüttenwerke führte dazu, dass während des Bürgerkriegs ihr Abriss erwogen wurde, damit sie nicht in die Hände der franquistischen Truppen fielen (1937). Schließlich entschied sich die baskische Regierung jener Zeit, sie in Betrieb zu lassen, mit dem Argument, dass ihr Verschwinden größere Nöte für eine schon bedürftige Bevölkerung bringen würde.
Die Auswirkungen des Verschwindens oder Schwindens dieser Industrien machen diesen Streckenabschnitt ebenso interessant und didaktisch wie hart vom ästhetischen Standpunkt aus. Wir befinden uns in einem Gebiet mit der höchsten Arbeitslosigkeit des Baskenlands, wobei Sestao hier an der Spitze liegt (18%), mit einem Bevölkerungsrückgang um 30% seit der Schließung der großen Unternehmen, die die Stadt während der 80er und 90er Jahre umgaben.
Der Stadtkern liegt auf einer Anhöhe, umgeben von dem Flusstal des Nervión (in dem wir uns befinden) und von dem Verlauf des Río Galindo am anderen Hang.
In beiden Flussauen gab es große Unternehmen: Altos Hornos de Bizkaia, Babcock&Wilcox, General Eléctrica, La Naval, Aurrera… die in den 70er Jahren bis zu 40.000 Menschen Arbeit gaben. Heute sind wegen Schließungen oder drastischer Verringerung der Arbeitskräfte (wie im Fall der Naval oder der neuen Acería Compacta), und trotz der jüngsten Eröffnungen von neuen Gesellschaften, nur etwa 2000 Arbeitsplätze geblieben.
Dieser Teil der Strecke verläuft durch das am direktesten mit den erloschenen Altos Hornos verbundene Gebiet, und nach den Bemühungen in Barakaldo befindet sich der für Sestao vorgesehene Prozess der Regenerierung in vollem Gang. Ein Plan, mit dem unter anderem verlassene Gebiete und Grundstücke wieder bebaut, im Laufe der Zeit verfallene Häuser wiederaufgebaut, Handel und Dienstleistungen dynamisiert werden sollen.